Donnerstag, 25. Juni 2015
Der britische Ägyptologe David Rohl lokalisierte den Garten Eden im Gebiet von Täbris, der Hauptstadt der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan (Eden-Hypothese, 1998). Eden soll in der Ebene gelegen haben, die von der Stadt bis zum Urmiasee reicht. Der See könnte als Quelle der in der Bibel genannten vier Hauptflüsse gegolten haben, denn das Wort Urmia bedeute im Altsyrischen in etwa ‚Wiege des Wassers‘. Neben den Flussbezeichnungen Tigris für Hiddekel und Euphrat für Perat nimmt er den Qizil Uzan (Sefid Rud) für Pischon und den Aras für Gihon an. Letzterer hieß bis ins 7. Jahrhundert Gyhun. Der Gihon umfloss das Land Kusch (Gen 2,13 ELB). Vom Namen eines Berges, dem Kuscha-Dagh (‚Berg von Kusch‘), leitet Rohl ab, dass die Region am Fluss Aras einst unter dem Namen Kusch bekannt war. Die Regionen oberes- und unteres Nochdi (iranisch für ‚bei Nod‘) östlich der Ebene von Täbris setzt er mit dem biblischen „Land Nod, östlich von Eden“ gleich, in das Kain nach dem Brudermord an Abel auswanderte.[1][2][3][4]
Manfried Dietrich
Der deutsche Professor für Altorientalische Philologie Manfried Dietrich formulierte hingegen die These, dass in der mesopotamischen Vorlage zur Genesis-Erzählung der Garten Eden der Tempelgarten Eridu sein könnte. Er stützte die These darauf, dass auch in der älteren Mythologie des Zweistromlandes der Tempelgarten als exklusiver Bereich der Götter bei der Erschaffung der Menschen eine Rolle spielt. In der wenig bekannten kurzen sumerischen Schrift Die Spitzhacke wird dies beschrieben. Die vier Flüsse würden nach dieser Version nicht im Garten Eden entspringen, sondern dort zusammenfließen.[5] Dabei hielt er den Fluss Pischon für den Uqnû-Karun und den Gihon für den Ūlāya-Kercha.[6]
Juris Zarins
Der Archäologe Juris Zarins von der Missouri State University ist hingegen der Ansicht, dass der Garten Eden in einem heute überfluteten Flussdelta im Bereich des nördlichen Persischen Golfes lag. Neben den Flüssen Tigris und Eufrat (Euphrat) identifiziert er den Fluss Pischon als die trocken gefallenen Wadi Batin und Wadi Rimah, den Gihon als den Karun.[7][8] Die Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies spiegelt seiner Meinung nach den Übergang vom Wildbeutertum zu Ackerbau und Viehzucht: „Das Land an den vereinigten vier Flüssen muss der Garten Eden gewesen sein. Denn es war wegen seines reichlichen Wassergehalts ungewöhnlich fruchtbar. Wir sprechen hier vom Neolithikum, in dem die damaligen Jäger und Sammler zu Ackerbauern und Viehzüchtern wurden. Die Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies ist lediglich eine verzerrte Darstellung des Übergangs der damals lebenden Menschen von Jägern zu Ackerbauern.“ Weiter meint er: „Adam und Eva entsprächen dann den frühen Ackerbauern. Sie sündigten, indem sie Gottes Allmächtigkeit herausforderten. Anstatt auf Gottes Gnade zu hoffen, nahmen sie die Dinge selbst in die Hand und vertrauten auf ihr Wissen und Können beim Ackerbau.“ Die Mündung der vier sich vereinigenden Flüsse habe um 6000 v. Chr. auf Grund des eiszeitlich bedingt etwa 150 Meter niedrigeren Meeresspiegels viel weiter südöstlich gelegen: „Die biblische Geschichte von der Sintflut ist demnach nur eine Metapher für die Überflutung dieses Landes durch das Meer.“[9]
Überlegungen zu Ackerbau und Viehzucht
Der Beginn des Ackerbaus, in der biblischen Urgeschichte ein Leitmotiv, weist wiederum ins Hochland des fruchtbaren Halbmonds, in das Vorland des Taurusgebirges nordöstlich der Stadt Urfa, in der sich neben dem Balıklıgöl die (vermeintliche) Geburtsgrotte Abrahams befindet. Biologen des Max-Planck-Instituts für Züchtungsforschung in Köln konnten bei einem Vergleich des Erbguts von 68 modernen Einkornsorten diese auf eine gemeinsame Herkunftspflanze zurückführen, eine Wildpflanze, die noch heute an den Hängen des erloschenen Vulkans Karacadağ wächst. Dies lässt den Schluss zu, dass die Domestizierung des Getreides hier begann. Etwa 100 Kilometer südwestlich des Karacadağ befindet sich die Ausgrabungsstätte Göbekli Tepe (‚Nabelberg‘). Der Grabungsleiter, der Prähistoriker Klaus Schmidt, hält die um 9000 v. Chr. erbaute Stätte für einen Sakralbau. Dass er Jäger und Sammler als Baumeister ansieht, ist durch kein Beispiel belegbar. In dieser Zeit streiften u. a. Herden von Gazellen und Wildeseln durch Obermesopotamien, die aus 100.000 und mehr Tieren bestanden, so der Paläozoologe Joris Peters. Die Jagdbeute wurde in großen Fleischhäusern gelagert, die Urform der Sesshaftigkeit, das Wildgetreide eingezäunt, um es vor dem Abernten vor Verbiss zu schützen. Ähnliches schildert das Alte Testament, wenn Gott den Menschen beauftragt, den Garten Eden „zu bebauen und ihn zu bewahren“ (Gen 2,15 ELB). Dies änderte sich als das Biotop erschöpft war. Nun wurden Schafe, Ziegen und der Auerochse zum Hausrind domestiziert und Getreide angebaut. In der Übergangszeit kam es zu Nahrungskrisen und Hungersnöten. Der Vergleich von Skeletten steinzeitlicher Jäger mit den ersten Bauern zeigt, dass die frühen Farmer härter arbeiteten, häufiger an Krankheiten litten und früher starben, möglicherweise mythologisch verarbeitet als Erinnerung an die Vertreibung aus dem Paradies.[10]
Weitere Theorien
In jüngster Zeit wurde von Francesca Stavrakopoulou und anderen Forschern vorgeschlagen, die Erzählung vom Garten Eden sei in Wahrheit eine poetisch überformte Erinnerung an das Babylonische Exil und an die dieser vorangehende Zerstörung des Ersten Tempels in Jerusalem: Adam sei ursprünglich der letzte König gewesen, der den Tempel, der wie alle altorientalischen Heiligtümer zugleich ein Garten gewesen sei und als Wohnstatt Gottes gegolten habe, betreut habe.[11] Aufgrund seines Fehlverhaltens und seines Hochmuts habe Gott aber schließlich das Heiligtum verlassen und zudem verfügt, dass Adam und sein Volk aus dem Paradies bzw. Jerusalem und Juda zu vertreiben seien. Aus diesem Grunde stünden die Wächter, die die Rückkehr verwehren, auch im Osten von Eden. Erst eine spätere Überarbeitung habe diese Geschichte nicht mehr auf die Vertreibung der Juden aus Jerusalem bezogen, sondern zu einer Schöpfungsgeschichte umgedeutet. Diese Wissenschaftler verweisen auf die zweite, mutmaßlich ältere Erwähnung von Eden im Alten Testament: Der Prophet Hesekiel prophezeie in Hes 28 (rückblickend) den Sturz eines Herrschers, der aufgrund seiner Hybris aus Eden vertrieben worden sei:
„Erhebe ein Klagelied über den König und sprich zu ihm: So spricht der Herr, Jehova: Du, der du das Bild der Vollendung warst, voll von Weisheit und vollkommen an Schönheit, du warst in Eden, dem Garten Gottes; allerlei Edelgestein war deine Decke: Sardis, Topas und Diamant, Chrysolith, Onyx und Jaspis, Saphir, Karfunkel und Smaragd und Gold. Das Kunstwerk deiner Tamburine und deiner Pfeifen war bei dir; an dem Tage, da du geschaffen wurdest, wurden sie dir bereitet. Du warst ein schirmender, gesalbter Cherub; ich hatte dich dazu gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berg, du wandeltest inmitten der Edelsteine. Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tage an, da du geschaffen worden, bis Unrecht in dir gefunden wurde. Durch die Größe deines Handels wurde dein Inneres mit Gewalt erfüllt, und du sündigtest; und ich habe dich entweiht vom Berge Gottes hinweg und habe dich vertrieben aus der Mitte der feurigen Steine. Dein Herz hat sich erhoben ob deiner Schönheit, du hast deine Weisheit zunichte gemacht wegen deines Glanzes; und ich habe dich zu Boden geworfen, habe dich vor Königen dahingegeben, damit sie ihre Lust an dir sehen.“
Eine andere Theorie setzt den Garten Eden mit dem sumerischen Dilmun gleich, das im Bereich des heutigen Bahrain vermutet wird.
Der britische Ägyptologe David Rohl lokalisierte den Garten Eden im Gebiet von Täbris, der Hauptstadt der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan (Eden-Hypothese, 1998). Eden soll in der Ebene gelegen haben, die von der Stadt bis zum Urmiasee reicht. Der See könnte als Quelle der in der Bibel genannten vier Hauptflüsse gegolten haben, denn das Wort Urmia bedeute im Altsyrischen in etwa ‚Wiege des Wassers‘. Neben den Flussbezeichnungen Tigris für Hiddekel und Euphrat für Perat nimmt er den Qizil Uzan (Sefid Rud) für Pischon und den Aras für Gihon an. Letzterer hieß bis ins 7. Jahrhundert Gyhun. Der Gihon umfloss das Land Kusch (Gen 2,13 ELB). Vom Namen eines Berges, dem Kuscha-Dagh (‚Berg von Kusch‘), leitet Rohl ab, dass die Region am Fluss Aras einst unter dem Namen Kusch bekannt war. Die Regionen oberes- und unteres Nochdi (iranisch für ‚bei Nod‘) östlich der Ebene von Täbris setzt er mit dem biblischen „Land Nod, östlich von Eden“ gleich, in das Kain nach dem Brudermord an Abel auswanderte.[1][2][3][4]
Manfried Dietrich
Der deutsche Professor für Altorientalische Philologie Manfried Dietrich formulierte hingegen die These, dass in der mesopotamischen Vorlage zur Genesis-Erzählung der Garten Eden der Tempelgarten Eridu sein könnte. Er stützte die These darauf, dass auch in der älteren Mythologie des Zweistromlandes der Tempelgarten als exklusiver Bereich der Götter bei der Erschaffung der Menschen eine Rolle spielt. In der wenig bekannten kurzen sumerischen Schrift Die Spitzhacke wird dies beschrieben. Die vier Flüsse würden nach dieser Version nicht im Garten Eden entspringen, sondern dort zusammenfließen.[5] Dabei hielt er den Fluss Pischon für den Uqnû-Karun und den Gihon für den Ūlāya-Kercha.[6]
Juris Zarins
Der Archäologe Juris Zarins von der Missouri State University ist hingegen der Ansicht, dass der Garten Eden in einem heute überfluteten Flussdelta im Bereich des nördlichen Persischen Golfes lag. Neben den Flüssen Tigris und Eufrat (Euphrat) identifiziert er den Fluss Pischon als die trocken gefallenen Wadi Batin und Wadi Rimah, den Gihon als den Karun.[7][8] Die Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies spiegelt seiner Meinung nach den Übergang vom Wildbeutertum zu Ackerbau und Viehzucht: „Das Land an den vereinigten vier Flüssen muss der Garten Eden gewesen sein. Denn es war wegen seines reichlichen Wassergehalts ungewöhnlich fruchtbar. Wir sprechen hier vom Neolithikum, in dem die damaligen Jäger und Sammler zu Ackerbauern und Viehzüchtern wurden. Die Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies ist lediglich eine verzerrte Darstellung des Übergangs der damals lebenden Menschen von Jägern zu Ackerbauern.“ Weiter meint er: „Adam und Eva entsprächen dann den frühen Ackerbauern. Sie sündigten, indem sie Gottes Allmächtigkeit herausforderten. Anstatt auf Gottes Gnade zu hoffen, nahmen sie die Dinge selbst in die Hand und vertrauten auf ihr Wissen und Können beim Ackerbau.“ Die Mündung der vier sich vereinigenden Flüsse habe um 6000 v. Chr. auf Grund des eiszeitlich bedingt etwa 150 Meter niedrigeren Meeresspiegels viel weiter südöstlich gelegen: „Die biblische Geschichte von der Sintflut ist demnach nur eine Metapher für die Überflutung dieses Landes durch das Meer.“[9]
Überlegungen zu Ackerbau und Viehzucht
Der Beginn des Ackerbaus, in der biblischen Urgeschichte ein Leitmotiv, weist wiederum ins Hochland des fruchtbaren Halbmonds, in das Vorland des Taurusgebirges nordöstlich der Stadt Urfa, in der sich neben dem Balıklıgöl die (vermeintliche) Geburtsgrotte Abrahams befindet. Biologen des Max-Planck-Instituts für Züchtungsforschung in Köln konnten bei einem Vergleich des Erbguts von 68 modernen Einkornsorten diese auf eine gemeinsame Herkunftspflanze zurückführen, eine Wildpflanze, die noch heute an den Hängen des erloschenen Vulkans Karacadağ wächst. Dies lässt den Schluss zu, dass die Domestizierung des Getreides hier begann. Etwa 100 Kilometer südwestlich des Karacadağ befindet sich die Ausgrabungsstätte Göbekli Tepe (‚Nabelberg‘). Der Grabungsleiter, der Prähistoriker Klaus Schmidt, hält die um 9000 v. Chr. erbaute Stätte für einen Sakralbau. Dass er Jäger und Sammler als Baumeister ansieht, ist durch kein Beispiel belegbar. In dieser Zeit streiften u. a. Herden von Gazellen und Wildeseln durch Obermesopotamien, die aus 100.000 und mehr Tieren bestanden, so der Paläozoologe Joris Peters. Die Jagdbeute wurde in großen Fleischhäusern gelagert, die Urform der Sesshaftigkeit, das Wildgetreide eingezäunt, um es vor dem Abernten vor Verbiss zu schützen. Ähnliches schildert das Alte Testament, wenn Gott den Menschen beauftragt, den Garten Eden „zu bebauen und ihn zu bewahren“ (Gen 2,15 ELB). Dies änderte sich als das Biotop erschöpft war. Nun wurden Schafe, Ziegen und der Auerochse zum Hausrind domestiziert und Getreide angebaut. In der Übergangszeit kam es zu Nahrungskrisen und Hungersnöten. Der Vergleich von Skeletten steinzeitlicher Jäger mit den ersten Bauern zeigt, dass die frühen Farmer härter arbeiteten, häufiger an Krankheiten litten und früher starben, möglicherweise mythologisch verarbeitet als Erinnerung an die Vertreibung aus dem Paradies.[10]
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